Michael Bielicky, Prag,
im Gespräch mit Julia Tabor

Michael Bielicky is the Head of the New Media School at the Academy of Fine Arts in Prague

Julia Tabor: Ihre Arbeiten sind meistens große, interaktive Projekte. Haben sie vor mit den Studenten etwas ähnliches zu machen?

Michael Bielicky: Hier ist das leider praktisch nicht möglich. Man kann aber über die Konzepte sprechen. Ich habe zum Beispiel gestern eine Sitzung mit den Studenten gehabt, wo ich nur interaktive Arbeiten von meinen Studenten in Tschechien und von internationalen wichtigen Künstlern gezeigt habe. Das hat ungefähr zwei Stunden gedauert, eine Arbeit nach der anderen. Das heißt wir haben über die Problematik gesprochen, über das Phänomen der Interaktivität selbst, aber das kann man hier nur auf der theoretischen Ebene betreiben. Es gibt hier keine Tools und die Zeit ist auch knapp. Es müsste mehrere Wochen dauern. Ich kann mit den Studierenden über Konzeption sprechen. Ich selbst bin keine technisch versierte Person. Das macht ein spezielles Team. Ich erfinde die Geschichten, das Konzept und weiß was die Technologie kann.

Machen Sie nur interaktive Sachen?

Michael Bielicky: Nein, nicht immer. Das ist nur die eine Schiene. Ich mache auch Videos. In den nächsten Monaten realisiere ich in Berlin vier Projekte. Eines davon ist eine Projektion auf ein sehr bekanntes Theater. Das wird spannend. Man wird die Projektion von der Straße aus sehen können und die Leute sollen gleich erkennen um was es in der ausgestrahlten Geschichte geht. Das ist schon eine ganz andere Thematik.

Und wie schaut es zur Zeit mit der Ost-Kunstszene aus?

Michael Bielicky: Also, ich kann nur von meiner Schule reden. Wir machen hochkarätige, qualitative Arbeiten, die teilweise auch internationale Preise bekommen. Es ist die Frage ob es nicht eine Illusion ist, dass es so etwas wie Ost und West gibt, eine Grenze fünfzehn Jahre nach dem Ende des Kommunismus. Im Grunde sind wir und die Kunst sehr globalisiert. In Südostasien wollte ich mir südostasiatische Kunst anschauen; man sieht aber Künstler aus London, New York etc. Man erkennt selten die lokale Identität. Das ist eine generelle Problematik.

Und gibt es einen technologischen Unterschied? Kann man im Osten weniger Projekte durchziehen?

Michael Bielicky: Man kann alles machen, sogar mehr. Ich habe sogar für meine Schule extra Geld bekommen für eine technische Vorrichtung, die es in keiner europäischen Schule gibt. Es geht immer weniger um Geld. Die Technologie wird immer billiger. Das bezieht sich auf meine Schule, aber ich weiß auch, dass Schulen in Bratislava Unterstützung bekommen. Die bekommen jetzt die neueste Technologie. Ich würde sogar sagen, dass es teilweise mehr Geld für die innovativen Technologien im Osten gibt.

Stano Buban, Hasta La Muerte