KulturAXE
proudly presents
the highlights of the programme 2006

Wien, Dezember 2006

 

Denkansätze, Strategien und Projektübersicht 2006

LEITTHEMA
Leitthema der KulturAXE Projekte und Schwerpunkt 2006 war die Vernetzung auf internationaler und interkontinentaler Ebene in Kunst und Kultur. In Reaktion und in Antwort auf Globalisierungsprozesse und vorgefertigten Zuschreibungen von Identitätsbildern entwickelte KulturAXE ihre inter-kulturellen Netzwerke weiter, formulierte und realisierte transnationale Projekte mit soziopolitischen Inhalten.

Zur TOPOGRAPHIE TRANSNATIONALER NETZWERKE IN KUNST UND KULTUR
(Caroline Charlotte Kaiser)

Topographie als Begriff der Geographie definiert die physiogeographischen Verhältnisse auf der Erde in einem Gebiet. Die Untersuchung der Topographie eines Gebietes führt u.a. zum Verständnis von Grenzen, Charakteristika, Bewegung und Qualitätseffekten. Die Zuordnung des Begriffes Topographie zu Netzwerken wandelt immaterielle Strukturen in physisch reale Räume um, die neue Handlungsfelder und einen erweiterten Aktionsradius in Kunst und Kultur zulassen. Die Qualität dieser Räume zeichnet sich durch die Möglichkeit der temporären Manifestation aus, durch flexible Konturen und Beweglichkeit. Sie können sich ausdehnen, verschwinden und anderenorts wieder neu entstehen.

Wahrnehmung und Repräsentationsformen geographischer Räume werden durch die gegenwärtigen Globalisierungsprozesse und die Auswirkungen der Informations-technologien grundlegend verändert. Die Welt wird in “Welten” aufgeteilt und kategorisiert. Kategorisierungen wie die Erste Welt (Westliche Triade), die Zweite Welt (ehemalige Osteuropäische Nationen) und die Dritte Welt (Afrika, Zentral- und Südasien, Moslemisch-Asiatische Nationen, Lateinamerika) ¹ spiegeln sich in den Prozessen der Repräsentation und Rezeption künstlerischer und kultureller Produktion wieder. Parallel dazu verläuft die Zuschreibung von Identitätsbildern und die Zuordnung in nationale Identitäten. Zentrale Bedeutung wird dabei der Multikulturalismus Debatte zugeteilt. “Multikulturalismus ist vor allem Identitätspolitik. Unter der Hegemonie des Multikulturalismus werden alle Aspekte und Probleme auf das Problem der Identität reduziert. Und in Europa wird Identität als Frage kultureller Zugehörigkeit begriffen, als etwas, das sich innerhalb definierter, offizieller geographischer Grenzen findet. Identität gilt als gegeben, nicht als geschaffen und veränderbar.”

Eine mögliche Reaktion auf diese Themen in kultureller Projektarbeit ist die Erforschung der Topographie künstlerischer Netzwerke, ihrer Erprobung und der Schaffung von “Freiräumen”, als Entwurf einer Geographie der Beziehungen. Im Vordergrund stehen dabei subjektive Wahrnehmung der individuellen Identität, die Vermittlung von persönlichen Lebensgeschichten in der Distanzierung von Klischee und stereotypem Kontext, Emotion und Sehnsüchte.

Fussnote
¹Marina Grzinic´, „Global Capitalism and the Genetic Paradigm of Culture” in „The Future of Computer Arts”, edited by Marina Grzinic, 2004
„I would like to rethink some methodologies in terms of organizing exhibitions in the context of globalization. … The most important aspect of these exhibitions is that they have brought into focus and made visible the art and cultural productions of other worlds, most notably the Third World (Africa, Central and South Asia, Muslim-Asian countries, Latin America) and the Second World (the former Eastern European countries). All these worlds are currently, with some future projects scheduled, becoming (through a specific selection) visible in (Western) Europe and the North American continent, where for decades they were, and still are, out of focus.”

 

Stano Buban, Hasta La Muerte

März 06

Interkontinentale Aktionsplatform, Konzeptentwicklung
und Realisierung mit MACHFELD, Wien
CCAP – Cross Continental Action Platform,  www.cca-p.net

31.03.2006
Ausstellungseröffnung  BOTTLEBOYS Wien-Dakar

April 06

03.04.-24.04.
Ausstellungsdauer, Projektraum KulturAXE, Wien

11.-17.04.06
MALEREI Workshop, Fertörakos, HU

Mai 06

04.05.2006
Ausstellungseröffnung  CRUZAR FRONTERAS  * GRENZÜBERSCHREITUNGEN
‚Transborder Archive‘, Ute Meta Bauer, Elke Zobl, Haydee-Jimenez
Interdisziplinäres Ausstellungsprojekt zur Grenze San Diego/Tijuana, Mexiko
im Rahmen des ONDA LATINA Festivals
05.05.-02.06.06
Ausstellungsdauer, Projektraum KulturAXE

09.05.2006
MAK NITE KulturAXE, cruzar fronteras * grenzüberschreitungen
bulbo, Tijuana, Mexico – LIFE AT THE BORDER

19.-27.5.06.
Teilnahme Promotionsfeier IMFUNDISO Schmuckdesign Südafrika
Projektvorstellung SISONKE  Austausch Südafrika-Österreich

Juni 06

09.06.2006
just4you – Ausstellungseröffnung
09.06.-30.06.
Projektraum KulturAXE, Wien

Stano Buban, Hasta La Muerte

Juli 06

14.-29.07.06
LANDSCAPES OF DESIRE
LOD 2006, 16. Internationales Kunstsymposium
Schloss Fertörakos, Ungarn

14.-28.07.06
Ausstellung ‚Slowly Slovakia 2001-2004‘
Martin Marencin, SK, Schloss Fertörakos, Ungarn

28.07.2006
Ausstellung RESULTATE06,
LOD 2006, Kunstsymposium
Schloss Fertörakos:
Malerei, Zeichnung, Architektur, Foto, Video, Schmuckdesign
Videopräsentationen
Architektur: Embodiment of Fertörakos, P.Oczkowski, M.Valent, M.Roels, Z.Werner
CATWALK Schmuckdesign SISONKE 1, ‚togetherness‘, Festsaal
Errichtung des ARCHIMEDIA Hauses, ‚Adam & Eva‘, Heidulf Gerngross,
vor dem Schloss
Steinbruch Fertörakos:
Medienkunstprojekt Michael & Kamila BIELICKY, ‚Falling Life‘
und Videoprojektionen

Sep-Okt.06

30.09.-08.10.
Besuch KulturAXE bei IMFUNDISO Südafrika
Partnerkonsolidierung SISONKE Austausch Südafrika-Österreich

Nov 06

23.-26.11.06
Besuch IMFUNDISO Südafrika bei KulturAXE Wien
Partnerkonsolidierung SISONKE Austausch Südafrika-Österreich

Dez 06

02.-29.12.06
Spirit of Mozart, Modeperformance und Ausstellung
Projektraum KulturAXE

KULTURVERNETZUNG WIEN – GRENZREGIONEN

WIEN – BURGENLAND – SOPRON/FERTÖRAKOS – BRATISLAVA
Neuinterpretation kulturellen Erbes

Die ungarische Gemeinde Fertörákos bei Sopron, seit 2001 Teil des Weltkulturerbes, liegt an der Österreichischen Grenze, 70 km von Wien und 70 km von Bratislava. Fertörakos hat eine historisch interessante Vergangenheit und eine einzigartige kulturelle Infrastruktur, wie einen römischen Steinbruch, in dessen Säulenhallen ein Theater mit 740 Sitzen eingerichtet wurde, das Mithras-Sanktuarium – eine Felskapelle, die vor nahezu 2000 Jahren von römischen Grenzwächtern errichtet wurde -, und das Schloss, ehemaliger Bischofssitz. Das 700jährige Schloss war während der Türkenherrschaft Sitz des Bischofs von Györ.

Seit zehn Jahren veranstaltet KulturAXE Kunstworkshops in Fertörakos, seit einigen Jahren entwickelt KulturAXE Strategien und Konzepte zur Bespielung und Neuinterpretation des kulturellen Erbes in Fertörakos (Schloss und Steinbruch). Seit 2005 findet im Schloss Fertörakos das Internationale Kunstsymposium der KulturAXE statt. In diesem Jahr hat KulturAXE auch begonnen ein grenzüberschreitendes Kulturnetzwerk in diesem Gebiet aufzubauen.

PROJEKTE 2006

16. Internationales Kunstsymposium KulturAXE
LANDSCAPES OF DESIRE, LOD 2006

Schloss Fertörakos, 14. – 29. Juli 2006
Sparten: Bildende Kunst, Neue Medien, Architektur, Schmuck-Design
Netzwerkpartner: fea – forum experimentelle architektur, Wien, CityLab Bratislava, Kunstakademien Wien, Bratislava, Budapest, Krakau, Prag u.a., Mediawave International Art Foundation, Györ, Imfundiso Skills Dev. Südafrika, New Design University, St.Pölten
Ein Schwerpunkt richtete sich auf Architektur, der Neuinterpretation kulturellen Erbes und grenzüberschreitende Projektentwicklungen in experimenteller Architektur (unter der Leitung von Jan Tabor und Heidulf Gerngross).

Ausstellung MARTIN MARENCIN “Slowly Slovakia” 2001-2004
Preisgekrönte Fotoausstellung über Identität, Kontraste und Veränderung
Schloss Fertörakos, 14.-28. Juli 2006

Presentation Alexander Nikolic (A), 20. Juli 2006, Schloss Fertörakos
‚under the brigde beograd‘ & ’slum tv kenya‘
Zwei partizipative projekte, interdisziplinär und in unterschiedlichem stadium. Kunstproduktion außerhalb der kunstreservate

FILM SCREENING Emanuel Danesch (A), 22. Juli 2006, Schloss Fertörakos
„CSR Promise Responsibility“ / „CSR Versprechen Verantwortung“
A Film by Emanuel Danesch – 68min – Austria / Sudan / Turkey 2006

GRAND SALON PRESENTATION, 26. Juli 2006, Schloss Fertörakos
Martin Marencin * Rafal Milach

Martin Marencin: MUSICIANS FROM CIERNY BALOG, Slide show, 2 min, 1992
SLOWLY SLOVAKIA, Slide show, 9 min, 2001-2004
Rafal Milach, THE GREY, Slide show, 7 min, 2000-2002 & video, 7 min
YOUNG RUSSIA, Slide show, 6 min, 2004-2006

Ausstellung RESULTATE 06, Schloss Fertörakos, 28. Juli 2006
Präsentation der entstandenen Werke in Malerei und Zeichnung aus den Workshops mit Jan Fekete, Gudrun Kampl und Attila Piller
Architektur: “Embodiment of Fertörakos” aus dem Workshop mit Heidulf Gerngross, Jan Tabor und Lubomir Nosko
Errichtung des Archimedes Hauses “Adam & Eva”, Heidulf Gerngross
Catwalk SISONKE, Schmuckdesign, Festsaal, Schloss Fertörakos
Fotopräsentation: Rafal Milach, Polen
Präsentationen entstandener Fotoserien und Videoarbeiten aus den Medienworkshops. Gastkritik: Prof Michael Bielicky, ZKM, Karlsruhe

Bespielung des Theaters im Römersteinbruch Fertörakos
Präsentation des Medienkunstprojektes  FALLING LIFE,
Michael und Kamila Bielicky, CZ

Und künstlerische Videoprojektionen im Steinbruch

Weblinks:
http://oe1.orf.at/inforadio/66237.html?filter=5
http://burgenland.orf.at/stories/124713/

Berichterstattungen:

ORF BURGENLAND
Beitrag “KulturAXE Fertörakos”, Burgenland Heute, 23. Juli 2006

RADIO BURGENLAND
Kulturjournal – Reportage, Michaela Schöller
Kulturjournal – Vorschau, Eva Hillinger
Kultur aktuell – Ankündigung, Eva Hillinger
Radio Burgenland Kultur – Beitrag, Eva Hillinger

ST/A/R Bericht
Buch III – Europa, Nr. 10/2006
“Kunstsymposium KulturAXE”

VERNETZUNGEN MIT AUSSER EUROPÄISCHEN PARTNERN

BIENNALE KAPSTADT 2006
KulturAXE, Caroline Fekete-Kaiser, wurde 2005 als Gast zum CAPE Festival eingeladen um mögliche Netzwerk Strategien für Österreich und Mittel-Osteuropäische Nationen zu formulieren. Das CAPE Festival 2005 versammelt im Dezember KünstlerInnen, KuratorInnen, Autoren, Theoretiker, Digitale Netzwerker, DJs und Städteplaner aus Kapstadt, Johannesburg, Enugu, Kairo, Luanda, Wien, Oslo und San Diego. Die Vortragenden sind u.a. Gavin Jantjes, Achille Mbembe, Olu Oguibe, Kendell Geers, Fernando Alvim & Cardoso Albano, Ruth Noack, Lesego Rampolokeng und Chukwuezugolum Krydz Ikwuemesi. KulturAXE wird nach erfolgter Teilnahme im Dezember 2005, konzeptuelle Inhalte und Strategien zur Teilnahme an der Biennale 2006 entwerfen. Gemeinsam mit MACHFELD, Wien und TRINITY SESSION, Johannesburg, entwickelte KulturAXE die Webplattform CROSS CONTINENTAL ACTION PLATFORM.  www.cca-p.net
Das Webportal ist nunmehr aktiv und es wurden österreichische künstlerische Beiträge realisiert u.a. in Kooperation mit der Biennale Kapstadt.

IMFUNDISO SKILL DEVELOPMENT, PRETORIA, Südafrika

KulturAXE hat die Repräsentanten des ISD – Imfundiso Skills Development – Institutes im Dezember 2005 nach Wien eingeladen zur Verhandlung von Bildungsaustausch-Programmen und der gemeinsamen Curricula Entwicklung. ISD ist ein Bildungsinstitut für Design in Pretoria, das sich zum Ziel setzt benachteiligte Jugendliche in Südafrika im Bereich Design auszubilden. Für 2006 sollen Kooperationsprojekte mit Österreich entwickelt werden.
Daraus entwickelte sich das Projekt SISONKE Cross Continental Design Catwalk (CCDC), das in Kooperation mit der New Design University St. Pölten, der Südafrikanischen Botschaft Wien und weiteren Partnern in Österreich, Ungarn, Slowakei und Südafrika realisiert wurde. Diese Projektentwicklung legte den Grundstein für die Aufführung des Der CCDC, Ende März 2007 im Museumsquartier Wien.

ausgangspunkt
Das 21. Jahrhundert ist durch rasche Perspektivenwechsel und der Entstehung neuer Zentren auf globaler Ebene geprägt. Die Öffnung zum “Anderen” wurde zum Aktionsprinzip, die internationale Aufmerksamkeit richtet sich immer mehr auf die Kunstproduktion der neuen Zentren wie Südafrika. Währendessen sind internationale Repräsentationsprozesse zeitgenössischer Kunstproduktion weiterhin in sich geschlossen und deren Zugang durch geographische Provenienz reglementiert. Der Austausch zwischen den Kontinenten, nach wie vor meist durch Stereotype verzerrt und der Verbreitung von Mythen und vorgefertigten Zuschreibungen kultureller Identität.
Das Projekt SISONKE sieht sich als einen nachhaltigen Prozess, der soziale, gesellschaftspolitische und künstlerische Inhalte vereint.